Gefahr für die Knochen

Osteoporose: Was kann ich tun, um Brüche zu verhindern?

 

Michael N. Preibsch ist Physiotherapeut und stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Physiotherapie. Das SANITÄTSHAUS AKTUELL MAGAZIN sprach mit dem Experten über die Knochenerkrankung, Behandlungsmethoden und Präventionsmaßnahmen.

SAM: Was sind die Ursachen für Osteoporose-Brüche?

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Michael N. Preibsch: Bei Osteoporose liegt eine Störung im Knochenstoffwechsel vor. Die Knochendichte verringert sich etwa ab dem 40. Lebensjahr bei jedem Menschen. Bei Osteoporose ist der sogenannte Knochenschwund allerdings beschleunigt und damit steigt das Risiko für Knochenbrüche. Frauen sind nach der Menopause durch die Hormonveränderung im Körper deutlich häufiger betroffen als Männer. Ursache für Osteoporose können Stoffwechselerkrankungen wie beispielsweise Schilddrüsenüberfunktion oder auch Diabetes sein. Aber auch eine dauerhafte Einnahme von kortisonhaltigen Medikamenten oder ein übermäßiger Alkoholkonsum können den Abbau der Knochenstruktur beschleunigen.

SAM: Wie häufig kommt es zu Brüchen?

Michael N. Preibsch: Im Verlauf der Erkrankung treten Knochenbrüche durchaus häufig auf. Es gilt: Je geringer die Knochendichte, umso höher das Risiko, eine Fraktur zu erleiden. Zu Knochenbrüchen kommt es dann meist ohne „richtigen Anlass“ wie beispielsweise einen Sturz. Bei Frauen nach der Menopause gibt es meist Brüche im Bereich der Wirbelsäule. Die sogenannten Deckplatten der Wirbelkörper sind „porös“ und brechen ohne erkennbaren Anlass ein. Man spricht hier von Spontanfrakturen. Ist die Diagnose Osteoporose noch nicht bekannt, denken Betroffene zunächst, dass sie einen Hexenschuss hätten. Zu ersten Brüchen kommt es meist zunächst in der Brustwirbelsäule. Bei zunehmendem Alter treten durch Osteoporose sowohl bei Männern als auch bei Frauen vermehrt Frakturen am Schenkelhals auf.

SAM: Welches sind Alarmsignale?

Michael N. Preibsch: Je nachdem, ob eventuelle Risikofaktoren für Osteoporose bestehen, sollte frühzeitig ein Arztbesuch für Klarheit sorgen. Denn: Osteoporose an sich hat keine richtigen Symptome. Erst, wenn es zu einem Bruch kommt, sind plötzlich auftretende Schmerzen ein klassisches Signal. Hinzu kommen Bewegungseinschränkungen und reduzierte Belastbarkeit. Ist es im Verlauf der Erkrankung zu mehreren Wirbelkörperbrüchen gekommen, kommt es zu durchaus sichtbaren Veränderungen an der Wirbelsäule. Der Patient wird messbar kleiner und eventuell bildet sich ein Rundrücken aus.

SAM: Wann ist Physiotherapie sinnvoll?

Michael N. Preibsch: Physiotherapie kann sowohl zur Vorbeugung als auch zur Linderung von Symptomen zum Einsatz kommen. Denn: Bewegung und Training beugen Knochenschwund vor. Bewegung und körperliche Aktivität sind neben ausgewogener Ernährung und Verringerung von Risikofaktoren die beste Vorbeugung eines übermäßigen Knochenschwunds nach dem 40. Lebensjahr.

SAM: Wie kann der Physiotherapeut helfen? Was tut er?

Michael N. Preibsch: Ist es bereits zu Brüchen gekommen, ist ein gezieltes Training der Muskulatur erforderlich. Außerdem ist ein spezielles Koordinations- und Gleichgewichtstraining empfehlenswert, um weiteren Stürzen vorzubeugen. Gerade bei Frakturen der Brustwirbelsäule ist es wichtig, die aufrichtende Muskulatur gezielt zu stärken, um die Bildung eines Rundrückens zu vermeiden. Für diese Bereiche sind Physiotherapeuten die Spezialisten. Therapieziele sind Schmerzlinderung, Sturzprävention durch Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination sowie bei Bedarf Wiederherstellung der Alltagstauglichkeit. Dazu gehört auch, den Betroffenen gegebenenfalls die Angst vor Bewegung wieder zu nehmen und dadurch ihre Teilhabe am ganz normalen Leben sicherzustellen.

SAM: Gibt es in diesem Bereich neue Erkenntnisse?

Michael N. Preibsch: Es gibt eine physiotherapeutische Leitlinie zur Osteoporose, an deren Ausarbeitung ein Experte unseres Verbandes beteiligt war.

SAM: Was können Betroffene selbst tun, um Brüche zu verhindern?

Michael N. Preibsch: Als Physiotherapeut setze ich auf Aufklärung und Vorbeugung. Im Alltag heißt das Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung! Bevor der natürliche Knochenschwund einsetzt, schafft man so eine möglichst gute Ausgangslage und „erarbeitet“ sich eine gute Knochendichte. Lassen sich Risikofaktoren nicht vollständig beseitigen oder vermeiden, ist es wichtig, standfest und gut beweglich zu bleiben. Gute Koordinationsfähigkeit und trainierte Muskeln stabilisieren den Bewegungsapparat und helfen, Stürze zu vermeiden. Ein Physiotherapeut kann hier gute Tipps geben und ein individuelles Trainingsprogramm zusammenstellen. Der Spaß an Bewegung ist dabei ebenfalls wichtig. Denn: Nur wenn ich an etwas Spaß habe, mache ich es regelmäßig und integriere die Aktivität in meinen Lebensalltag. Sind Betroffene stark sturzgefährdet, gibt es sogenannte Hüftprotektoren, die bei einem Sturz den Schenkelhalt etwas schützen können.

SAM: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Der Deutsche Verband für Physiotherapie (ZVK) e.V. bildet die Dachorganisation von rund 28.000 Mitgliedern in zwölf Landesverbänden. Der Verband setzt sich für die Qualität in Aus-, Fort- und Weiterbildung von Physiotherapeuten ein und ist bestrebt, die akademische Qualifizierung von Physiotherapeuten in Deutschland zu erreichen. Weiterführende Informationen unter: www.physiodeutschland.de

 

Tipps zur Vorbeugung von Osteoporose:

Kalziumreiche Ernährung
Nehmen Sie täglich 1000 mg Kalzium mit der Nahrung auf. Denn der Körper kann diesen Knochenbaustein nicht selber bilden. Grundsätzlich gilt: Ältere Menschen brauchen weniger Kalorien, aber genauso viele Vitamine und Mineralstoffe wie früher.

Frische Luft und Vitamin D
Damit das Kalzium in die Knochen eingelagert werden kann, benötigt der Körper Vitamin D. Dieses wird mithilfe von UV-Licht in der Haut gebildet. Nutzen Sie die Winterzeit für Spaziergänge im Freien, damit es nicht zu einem Mangel kommt. Vitamin D kann auch über Nahrungsmittel wie Seefisch, Eier und Butter aufgenommen werden.

Keine Knochenräuber
Vermeiden Sie Genussgifte wie Alkohol, Nikotin und Koffein. Nikotin stört die Durchblutung der Knochen und vermindert die Produktion der Geschlechtshormone und damit den Aufbau von Knochenzellen.

Keine Radikal-Diäten
Durch radikale Diäten wird der Knochenstoffwechsel gestört. Die Gefahr von Knochenbrüchen steigt. Ältere Menschen sollten Untergewicht vermeiden.

Regelmäßige Bewegung
Geeignet sind alle Trainingsarten, die den ganzen Körper fordern, wie Aqua Jogging oder Nordic Walking.

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